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Der Kümmerer

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30. September 2016

Sein Weg zur Arbeit ist kurz. Seit diesem Sommer lebt Robert Rennie mit seiner Frau und seinen drei Kindern auf dem Campus der Jacobs University. Als „Resident Mentor“ der internationalen Universität in Bremen kümmert er sich um das Wohlbefinden der 240 Studierenden im College 3.
 
Als das Angebot der Universität kam, brauchte er nicht lange zu überlegen. „Ich bin schließlich immer noch sehr begeistert von der Uni“, sagt Robert Rennie. Und das seit inzwischen insgesamt neun Jahren. So lange arbeitet der 38-Jährige schon auf dem Campus, zuletzt als Koordinator für die vier Studentenunterkünfte, die Colleges.
 
Also löste er seine Wohnung im 20 Kilometer entfernten Osterholz-Scharmbeck auf und zog in den obersten Stock des College 3 – mit seiner Frau Ruth und seinen drei Jungs, fünf, acht und neun Jahre alt. Sie waren ein wichtiger Grund für seine Entscheidung. „Für die Kinder ist es unbezahlbar in so einer Umgebung groß zu werden. Sie haben hier viel Kontakt zu Leuten aus den unterschiedlichsten Ländern. Das ist einfach toll.“
 
Dass die Studierenden sich wohl fühlen, dass sie eine Heimat fern ihrer eigenen Heimat finden, das ist sein Job. Als Resident Mentor begleitet der Engländer sie durch das Studium, schafft eine familiäre Atmosphäre. Er ist Hausmeister und Seelsorger, Kümmerer und älterer Freund in einem. „In allen Dingen, die außerhalb des akademischen Bereiches liegen, unterstütze ich die Studierenden“, sagt Robert, der selbst Pädagogik studiert hat.
 
Verliert ein Studierender sein Portemonnaie in der Bahn, hilft er, es wieder zu finden. Funktioniert das WLAN in einem der Appartements nicht, repariert er es. Ist einer der Studierenden regelmäßig zu laut, sucht er das klärende Gespräch. Tut sich einer seiner Schützlinge mit dem Leben im neuen Kulturkreis schwer, steht er mit Rat und Tat zur Seite.
 
Doch es geht um mehr als die Lösung von Alltagsproblemen. Es geht um die Schaffung einer heimischen Atmosphäre, eines Zusammengehörigkeitsgefühls. Robert organisiert Feiern, Barbecues, Spiele. Rund 60 Nationen leben in seinem College, mehr als 100 sind es an der gesamten Universität. Sie feiern gemeinsam die nationalen oder religiösen Feste wie das Ende vom Ramadan, das chinesische Neujahrsfest oder Diwali, das hinduistische Lichterfest.
 
„Alle leben friedlich miteinander, unabhängig von Nation oder Religion entstehen enge Freundschaften. Das ist schön zu erleben“, meint Robert, dem es wichtig ist, proaktiv tätig zu sein. Er ist aufmerksam, hört zu, fragt nach, ob alles okay ist. „Ein kleines Problem“, sagt er, „sollte möglichst nicht zu einem großen werden.“ Dass über 90 Prozent aller Studierenden an der Jacobs University in dem dafür vorgesehenen Zeitraum ihren Abschluss machen, ist auch sein Verdienst.
 
Geboren in Barrow-in-Furness nahe des Lake District, kam Robert Rennie Ende der 1990er Jahre für sein Studium nach Bremen – und kehrte 2007 nach Stationen in England und Nordirland zurück nach Bremen. An Deutschland schätzt er nicht nur, „dass hier alles so wunderbar planmäßig klappt“, sondern vor allem auch das Vereinswesen. „Das stärkt die Nachbarschaft, bringt ganz unterschiedliche Menschen zusammen. In England ist die Schule viel dominanter.“ An der Jacobs University reizte ihn besonders die Internationalität. „Jeder Studierende hat einen anderen Hintergrund, hat eine andere Geschichte zu erzählen. Das ist spannend und lehrreich.“ Seine Begeisterung für die Studierenden und die Jacobs Universität teilen nicht alle. Außerhalb des Campus stößt er immer wieder mal auf Skepsis gegenüber der privaten Universität. Erst kürzlich auf dem Elternabend einer seiner Söhne war das so. Er weiß aber auch, dass gegen Vorurteile Begegnungen helfen. So findet das geplante Klassenfest nun auf dem Campus statt. „Dann können alle mal sehen, wie toll es bei uns ist, und vor allem unsere super Studierenden kennen lernen. Sie wollen auch ein Teil Bremens sein, und sie sind sehr engagiert, zum Beispiel in der Flüchtlingshilfe oder in Projekten der Nachbarschaft.“
 
Auf einem Feld aber, dass ihn seit rund 30 Jahren fasziniert, könnten die jungen Leute nach Rennies Meinung noch besser werden: dem Fußball. Der glückliche Besitzer einer Dauerkarte bei Werder Bremen hat sich vorgenommen, dies zu ändern. Er will die Tatsache, dass er auf dem Campus wohnt, nutzen und sowohl die Herren- als auch die neu geformte Damenfußballmannschaft als Club Advisor unterstützen. Als Übergangs-Trainer, bis sie wieder einen eigenen haben, in seiner Freizeit. Er hat’s ja nicht weit.

Gemeinsame Freude – Robert Rennie hat seine Kinder mit der Begeisterung zum Fußball angesteckt.
 
Fragen beantwortet:
Robert Rennie | Resident Mentor
r.rennie [at] jacobs-university.de | Tel: +49 421 200-5602